Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

Plaste und Elaste – aus Motzen

Welchem Autobahnreisenden ist nicht die Werbeschrift „Plaste und Elaste…“ in nostalgischer Erinnerung geblieben. Statt des mitteldeutschen Ortes, der in der inzwischen für museumswürdig befundenen Schrift genannt wurde, hätte dort auch gut stehen können „aus Motzen“.

Hier in Motzen, unweit des Sees, hat Hermann Buchholz 1931 die Kunststoffverarbeitung heimisch gemacht, die – mit wechselvoller Geschichte – bis heute am selben Standort geblieben ist. Buchholz darf mit Fug und Recht zu den Pionieren der Kunststoffindustrie gezählt werden. Seine ersten Patente wurden ihm 1932 in Amerika und 1925 in Deutschland erteilt. Schon in den Anfangsjahren wurden in Motzen anspruchsvolle Formteile wie Spulenkörper, Kopfhörerspulen oder Scheinwerferteile hergestellt. Der Betrieb erwarb sich rasch einen guten Namen in der Fachwelt. Zu den Kunden gehörte eine so renommierte Firma wie die AEG, größter Elektrokonzern im Land.

Nach Ende des Krieges begannen die Versuche, den Betrieb wieder aufzubauen; die geplante Enteignung misslang den Behörden zunächst, doch von 1960 an befand sich das Werk in Volkseigentum. Die alten Pressen wurden durch neue Spritzgussmaschinen ersetzt. Bis 1978 wurden etwa tausend verschieden Erzeugnisse für und 500 Kunden produziert. Zwischen 100 und 140 Mitarbeiter hielten den guten Ruf des Unternehmens hoch.

1980 gefiel es dem Ministerrat, eine völlige Umstrukturierung zu beschließen. Alle Maschinen, Werkzeuge, Materialien und Kunden-Unterlagen wurden auf andere Betriebe verteilt, die Verarbeitung von Elastomeren eingeführt. Ein völlig neuer Maschinenpark kam, die Fertigung von Dichtungen aus Gummi und anderen elastischen Werkstoffen begann. Das blieb so bis zur Wende. Danach konnten Lieferungen mit Kunden aus den alten Bundesländern vereinbart werden. Können und Erfahrung der Motzener Betriebsangehörigen zahlten sich schließlich aus. Trotz rapiden Rückgangs der Nachfrage nach Dichtungen konnte der Betrieb am Leben erhalten werden, neue Verfahren, Technologien und Produkte kamen.

Das alles musste mit drastischem Personalabbau erkauft werden. Die Treuhand hielt den Betrieb für solide genug, um einer Übernahme des Betriebes durch das Management zuzustimmen; die Privatisierung wurde zum 1. April 1993 bestätigt. Geschäftsführer Thomas König konnte die auf 15 Personen heruntergefahrene Belegschaft wieder auf fast 40 aufstocken, mit der Ausbildung von Lehrlingen wurde begonnen. Nach 1993 wurden 1,7 Millionen DM investiert; der Betrieb ist wieder konkurrenzfähig und wird weiter stabilisiert. Andere Gewerbetreibende konnten als „Untermieter“ auf dem Firmengelände angesiedelt werden.

Inzwischen beherrscht man die gleichzeitige Verarbeitung von thermoplastischen und elastischen Komponenten im Spritzgussbereich und kann so Mehrkomponententeile aus einem harten und einem weichen Teil produzieren. Spektakulär ist die Fertigung von übergroßen Dichtringen für Bagger und andere Großgeräte.

Nach einem Text von Dr. Günter Edgar-Schellheimer